Engagement to go - Der Podcast für Engagierte im Ernährungsbereich

Kopfhörer aus Obst-Illustrationen, darüber der Schriftzug "Engagement to go", darunter der Schriftzug "Ein Podcast der Verbraucherzentrale NRW"
Engagement to go - Der Podcast für Engagierte im Ernährungsbereich
Engagiert in einem Verein, einer Initiative oder einer Hochschulgruppe mit dem Fokus Lebensmittel und Ernährung – und zu wenig Zeit für alles? Genau hier setzt Engagement to go – der Podcast für Engagierte im Ernährungsbereich an!

Engagiert in einem Verein, einer Initiative oder einer Hochschulgruppe mit dem Fokus Lebensmittel und Ernährung – und zu wenig Zeit für alles? Genau hier setzt Engagement to go – der Podcast für Engagierte im Ernährungsbereich an! In 15 Minuten liefern Marina und Isabel vom Wertvoll-Team euch gemeinsam mit Engagierten und Expert:innen praxiserprobte Tipps und Methoden, die euch bei typischen Herausforderungen in eurer ehrenamtlichen Arbeit wirklich weiterhelfen – schnell, verständlich und leicht umsetzbar. Ob Mitgliedergewinnung, Zielgruppenansprache, rechtliche Fragen – wir geben euch konkrete Hilfestellungen, damit euer Engagement langfristig wirkt, ohne euch zu überlasten. Dabei zeigen wir euch Best Practices, die auch auf andere Initiativen übertragbar sind.

Den Podcast gibt es hier auf der Website zu hören, bei Spotify oder Apple Podcasts.

#2 Botschaften formulieren

Moin und hallo zu „Engagement to go“! In unserer zweiten Folge widmen wir uns eurer Botschaft – also das, woran sich Menschen am ehesten erinnern werden, nachdem sie mit eurem Projekt in Kontakt gekommen sind. Umso wichtiger ist es, eine klare Botschaft zu formulieren, mit der ihr zeigt, was euer Projekt wirklich ausmacht und das euren Zielgruppen klar und einfach erklärt. Das ist nicht immer so einfach! Unser Experte Luca vom Projekt MehrWertRevier der Verbraucherzentrale NRW gibt euch auch in dieser Folge wieder drei Tipps mit an die Hand, wie ihr eurer Botschaft auf die Spur kommen könnt – und was ihr macht, wenn ihr sie gefunden habt.

Zur Erklärung des Design Thinking-Prozesses geht es hier entlang.
Guckt auch unbedingt in die Shownotes unserer ersten Folge für mehr Tipps, wie ihr zielgruppengerechte Botschaften formulieren könnt.

#2 gibt's hier zum Nachlesen

Luca:
[0:00] Es macht immer Sinn, seine Zielgruppe so eng wie möglich zu fassen. Das haben wir da schon besprochen. Und auch da sollte die Botschaft darauf abgestimmt sein. Das heißt, wenn ich eine Botschaft formuliere, sollte ich die in einer Sprache formulieren, die auch die Zielgruppe anspricht.

Intro:
[0:15] Intro-Musik. Engagement to go, ein Podcast Der Verbraucherzentrale NRW.

Isabel:
[0:35] Ja, moin und willkommen zu Engagement to go, deinem Podcast für Engagement im Bereich Ernährung. Und heute in unserer zweiten Folge, unserer kleinen Reihe, geht es um Botschaften. Und da mag jetzt die oder der ein oder andere denken, klingt jetzt schon wieder ziemlich basic. Was möchten die eigentlich? Und es ist ziemlich basic. Es ist quasi das Fundament eurer Arbeit und das, woran sich die Menschen erinnern, wenn sie mit euch oder eurem Projekt in Berührung gekommen sind. Und ihr kennt Botschaften vielleicht auch in der Form von Slogans aus der Werbung. Für unsere Kampagne beispielsweise im Projekt Wertvoll lautet der "Unsere Lebensmittel, da steckt viel drin". Der ist sehr kurz und das ist auch ganz bewusst so gewählt. Und da werden wir auch gleich erfahren, warum. Es gibt auch noch ganz viele berühmte Beispiele, da fallen euch mit Sicherheit auch noch ganz viele ein. In Texas gibt es zum Beispiel "Don't Mess With Texas". Das ist ein Slogan vom texanischen Verkehrsministerium. Und das hat richtig super funktioniert, um den Müll auf den Straßen in den Griff zu bekommen, wofür er auch designt war. Und damit möchte ich sagen, eine gute Botschaft kann Verhalten ändern. Muss nicht immer ein Slogan sein, aber warum klare Botschaften so nützlich sind und wie die vielleicht auch aussehen sollten, das kann der Luca viel besser erklären als ich. Hi Luca.

Luca:
[1:55] Hallo.

Isabel:
[1:55] Möchtest du dich auch nochmal kurz vorstellen, wer du bist?

Luca:
[1:58] Ja, mein Name ist Luca Kohlmetz. Ich arbeite hier für die Verbraucherzentrale NRW im Projekt Mehrwert Revier und bin dort wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Engagement für Nachhaltigkeit. Und in diesem Bereich unterstütze ich Initiativen im Rheinischen Revier, die sich für nachhaltigen Konsum einsetzen möchten. Und dazu gehört auch, die Zielgruppe zu finden, was wir in der ersten Folge besprochen haben, oder die eigene Botschaft sich klarzumachen, was wir heute besprechen werden.

Isabel:
[2:24] Ja, und was wäre dann das Erste, was du jemandem in Bezug aufs Botschaften formulieren raten würdest?

Luca:
[2:30] Also wie du schon gesagt hast, Botschaften sind extrem wichtig. Nicht ohne Grund benutzt mandas auch in der Werbung als einer der Hauptbausteine, um irgendwie Leute zu erreichen. Viel Geld fließt in die Slogans von Unternehmen und auch wir und auch ihr als Engagierte solltet euch klar machen, was ist meine Botschaft. Und da wären wir schon beim ersten Tipp, den ich geben würde. Klingt wieder sehr basic, aber in Initiativen und beim Engagement sind oft viele Menschen, die zusammenkommen, die auch vielleicht nur das Engagement gemeinsam haben und sich auf eine Sache einigen müssen. Das heißt, macht euch eure Botschaft erstmal selbst klar. Werdet in der Gruppe klar, was wollen wir, wenn ihr euch engagiert für Sachen. Gerade wenn man intrinsisch motiviert ist, überschneiden sich die Themen auch oft, die man machen möchte. Macht euch klar, was wollt ihr erreichen. Dafür könnt ihr auch besondere Methoden benutzen, wie zum Beispiel die Design Thinking Methode. Das ist eine Methode, die eigentlich aus der Produktdesignentwicklung kommt und wo es in sechs Schritten quasi darum geht, einen Gedankenprozess neu durchzudenken. Das heißt, wenn man sich zum Beispiel in der Diskussion verliert und immer wieder die gleichen Argumente bringt, hilft dieser Prozess, um angeleitet neue Denkmuster aufzugehen und alte Denkmuster aufzubrechen. Das kann ich sehr empfehlen, wenn man sich quasi um einen Kompromiss bemühen muss. Und das sollte man machen, wenn man seine eigene Botschaft prägnant finden möchte erstmal.

Isabel:
[4:09] Absolut. Also da muss man ja auch immer so ein bisschen unterscheiden. Es gibt ja, also auch in der Initiative, in einem Verein, machen Menschen ja häufig auch aus verschiedenen Motivationen mit. Aber ganz wichtig ist eben, dass man sich am Ende einmal vielleicht zusammensetzt und guckt, wie kriegen wir denn diese ganzen Motivationen vielleicht auch in diese Botschaft reingegossen, sodass es für die Leute nicht verwirrend wird, wenn man dann damit, ja ich sag mal, auf die Straße geht. Und genau so ein Design-Thinking-Prozess kann halt richtig gut dabei helfen. Also danke dafür. Hast du vielleicht noch einen Tipp für die Leute?

Luca:
[4:40] Genau, also es würde direkt daran anschließen. Der zweite Tipp ist, die Botschaft darf nicht zu lang sein. Kurz und knapp, prägnant formulieren. Und das ist eigentlich, auch wieder geht das in die gleiche Richtung. Wir wollen so viel aussagen, weil uns als Initiative, uns als Engagierte macht ja auch so viel aus und wir wollen so viel erreichen. Aber wir müssen es irgendwie versuchen zusammenzufassen. Denn wenn die Botschaft drei Zeilen lang ist und keiner mehr weiß, wie der Anfang war, wenn man am Ende ist, macht es auch keinen Sinn. Wir wollen ja im Kopf bleiben und die Leute erreichen. Deswegen versuchen wir die wichtigsten Sachen zu sammeln, die uns ausmachen und mit mehreren Vorschlägenzu gucken, wie können wir die Botschaft in einem Satz formulieren, der kurz und knapp ist. Vielleicht mit einem Wort am Anfang als Überschrift und einem Doppelpunkt oderBindestrich und einem kurzen Satz. Und da macht es auch Sinn, nicht nur das als Stichworte zu machen, sondern wirklich einen Satz auszuformulieren. Das hilft auch für das Einigkeitsgefühl der Gruppe, dass wir quasi alle die gleiche Botschaft formulieren können, ganz genau.

Isabel:
[5:41] Kannst du vielleicht noch irgendwie darauf eingehen, also wenn ich jetzt eine Botschaft habe, gilt die für alle?

Luca:
[5:46] Genau, also hier ist die wichtige Frage, wen möchten wir überhaupt erreichen? Dazu kann ich empfehlen, die letzte Folge von unserem Podcast anzuhören, die Folge 1 zum Thema Zielgruppenanalyse. Da gehen wir nochmal genau darauf an, wen möchte ich erreichen? Und es macht immer Sinn, seine Zielgruppe so eng wie möglich zu fassen, das haben wir da schon besprochen. Und auch da sollte die Botschaft darauf abgestimmt sein. Das heißt, wenn ich eine Botschaft formuliere, sollte ich die in einer Sprache formulieren, die auch die Zielgruppe anspricht. Zum Beispiel, wenn meine Zielgruppe Kinder und Jugendliche wären, in Schulen zum Beispiel, und ich in der Botschaft die Leute siezen würde, dann würde das irgendwie an der Zielgruppe vorbeigehen. Also die würden nicht erreicht werden damit. Oder gleichzeitig, wenn ich irgendwie das Jugendwort des Jahres in meiner Botschaft benutze, aber Senior:innen anspreche. Also es würde auch nicht so gut funktionieren. Das heißt, wir müssen gucken, das sind jetzt zwei überspitzte Beispiele, Aber man kann ja auch gucken auf andere Arten und Weisen, wie formuliere ich mit der Vielfalt der Möglichkeiten meine Botschaft so, dass sie auch wirklich hängen bleibt und verhaftet bei der Gruppe, für die sie gedacht ist.

Isabel:
[6:58] Absolut. Und auch da, also gerade dieses Thema, die Sprache sprechen, da geht es ja jetzt nicht nur um, ich sage mal, Deutsch, Englisch, was auch immer, sondern auch, wenn ich mit vielen Fremdwörtern zu tun habe, wenn ich vielleicht aus einem eher wissenschaftlichen Bereich komme, dass ich da aufpasse, dass in meinen Botschaften vielleicht nicht so viel Fachjargon irgendwie enthalten ist. Jetzt haben wir eben auch noch mal kurz über die Zielgruppenanalyse gesprochen. Wie gesagt, auch das Wort Zielgruppenanalyse ist schon so ein Wort, wo man sich vielleicht denkt, oh Gott, das ist jetzt aber auch wieder hier sehr technisch. Also auch da wieder so ein bisschen aufpassen, wie rede ich denn? Und wenn ich jetzt zum Beispiel Menschen aus meiner Altersgruppe vielleicht auch... Aus meiner Uni oder aus meinem Ausbildungsjahrgang, aus meiner Arbeit anspreche, wie spreche ich sonst mit denen und dann vielleicht auch nicht unbedingt so weit von diesem eigentlichen Sprech abweichen, weil sonst bin ich wieder irgendwo daneben gelandet.

Luca:
[8:00] Ganz genau. Also ich könnte ja zu jemandem sagen, dem ich die Zielgruppenanalyse beibringen möchte oder der, verbessere deine Zielgruppenanalyse und gehe wissenschaftlich fundiert damit um oder ich sage, wie finde ich andere Mitstreiter:innen oder wie erreiche ich Menschen. Also auch in Fragen formulieren, das hilft oft, kurz und knapp das zu machen und zu gucken, dass man wirklich die Vorkenntnisse der Zielgruppe richtig einschätzt und nicht über, aber auch nicht unterschätzt. Das heißt, so anspricht, wie man auch selber angesprochen werden möchte, dass man abgeholt wird, sich in die Zielgruppe hineinversetzt und schaut, dass die Botschaft einen am besten auch selber mitreißen würde. Praktischer Tipp dafür noch, ist einfach auch im Freunden- und Bekanntenkreis rumzufragen. Also auch bei Leuten, die nicht im Engagement sind, sagen, hey, wie fändet ihr diese Slogan, wie fändet ihr diese Botschaften, versteht ihr die? Weil oft hat man auch so eine Scheuklappe an und sieht dann zum Beispiel Wörter, die für mich jetzt verständlich sind, aber die andere ganz anders sehen oder die negativ konnotieren zum Beispiel. Das heißt, da macht eine kleine Mini-Umfrage Sinn, um wirklich auch zu gucken, dass das, was ich auch mache, also aussende auch wirklich aufgenommen wird.

Isabel:
[9:11] Ja, danke schön. Ich versuche das nochmal ganz kurz zusammenzufassen, was du jetzt gesagt hast. Also deine drei Tipps. Erstmal selbst klar haben, was will ich überhaupt sagen? Was möchte ich meinen Mitmenschen mitgeben und sich da auch selbst nochmal irgendwie mit der Gruppe hinzusetzen und mit einer Sprache zu sprechen, beziehungsweise auch mit einem Mund möchte ich schon was sagen. Weil wir haben alle unterschiedliche Motivationen im Engagement und ja, da muss man einfach gucken, wie man das unter einen Hut bringt, um dann nach außen hin, ja, sehr, dein zweiter Tipp, prägnant mit, ja, die Botschaft zu formulieren. Wie kann ich das so formulieren, dass das auch hängen bleibt? Und da sind wir auch direkt wieder bei der Zielgruppe, dass wir eben auch in unseren Botschaften die Sprache der Zielgruppen sprechen. Also nicht zu technisch, vielleicht für Senior:innen nicht zwingend was auf Englisch, wenn man sonst immer Deutsch mit den Menschen spricht. Und auch einfach guckt, dass das, was man sagt, sich nicht völlig fremd für diese Zielgruppe anhört, sondern aus dem Alltag rausgegriffen ist. Und dazu kann man gegebenenfalls auch eben eine Umfrage machen, wie du es vorgeschlagen hast. Ja, danke Luca an dieser Stelle.

Luca:
[10:32] Vielen Dank.

Isabel:
[10:37] Ja, wir haben jetzt ganz viel gehört zum Thema Botschaften und auch Slogans. Und auch da interessiert uns natürlich, wie das bei euch aussieht. Was ist eure Botschaft im Engagement? Habt ihr euch da auch selbst drauf geeinigt? Also war das bei euch auch ein Prozess, den ihr vielleicht sogar mit Design Thinking angestoßen oder moderiert habt? Zum Design Thinking findet ihr auf jeden Fall auch noch in unseren Shownotes Links und weitere Hilfestellungen und ihr könnt euch auch immer an uns wenden. Also schreibt uns gerne eine E-Mail, einen Kommentar mit Fragen oder wenn ihr euch Unterstützung wünscht. Und wenn euch das, was ihr gehört habt, gefallen hat, dann freuen wir uns natürlich auch total über eine gute Bewertung hier und hört gerne auch nochmal in unsere erste Folge rein zum Thema Zielgruppen. Da findet ihr auch noch mehr Tipps auf dem, das, was wir heute gehört haben, aufbaut. Und ansonsten bleibt mir nur zu sagen, bis zum nächsten Mal. Da geht es dann um das Thema unbekannte Zielgruppen erreichen. Bis dahin.

Outro:
[11:41] Outro-Musik. Das Projekt Wertvoll NRW wird gefördert vom Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

#1 Zielgruppen erreichen

Willkommen zum neuen Podcast „Engagement to go“! In unserer ersten Folge tauchen wir direkt in das Fundament jeder wirksamen Kommunikation ein: die Zielgruppenanalyse.
Fragt ihr euch, wie eure Inhalte wirklich ankommen und ihr Menschen außerhalb eurer direkten Umgebung erreichen könnt? Luca Kohlmetz von der Verbraucherzentrale NRW, unser Experte für Nachhaltigkeits-Engagement, verrät, warum die Frage "Wen will ich überhaupt erreichen?" der Schlüssel zu allem ist. 
Erfahrt, warum es nicht ausreicht, eure Zielgruppe nur oberflächlich zu definieren, und wie eine tiefergehende Analyse – auch mit Methoden wie der Persona-Methode – euch hilft, die richtigen Menschen auf die richtige Art zu begeistern. Wir sprechen darüber, wie ihr die Lebensrealität eurer Zielgruppe erkennt und warum der direkte Kontakt unverzichtbar ist, um eure Annahmen zu überprüfen und eure Strategie anzupassen. Lasst euch inspirieren, wie ihr eure Zielgruppenarbeit optimiert und warum dieser Prozess fortlaufend sein sollte, um den Kontakt zu eurer Zielgruppe aufrechtzuerhalten. 
Bereit, eure Zielgruppenarbeit wirkungsvoll zu gestalten? Hört rein!

#1 gibt's hier zum Nachlesen

Luca:
[0:00] Ich glaube aber, die Zielgruppenanalyse ist ein extrem wichtiger Schritt, denn sie bildet das Fundament für alles, was danach kommt und sollte deswegen überhaupt nicht vernachlässigt werden, sondern richtig ordentlich durchgeführt werden.

Intro:
[0:11] Intro-Musik

Marina:
[0:24] Engagement to go – ein Podcast der Verbraucherzentrale NRW

Isabel:
[0:31] Ja, moin und willkommen zu Engagement to go, deinem Podcast für Engagement im Bereich Lebensmittel und Ernährung. Und wir haben heute unsere erste Folge und da beschäftigen wir uns direkt mit etwas ganz, ganz Grundlegendem, eurer Botschaft und eurer Zielgruppe. Und das wird eine kleine Reihe werden. Heute geht es nämlich nur erstmal um die Zielgruppen. Und da denkt ihr jetzt vielleicht, na easy, ich stelle mich einfach an einen Infostand und dann wird das alles schon. Und da werden auch mit Sicherheit Leute kommen, aber wenn ihr auch Leute außerhalb eurer Bubble vielleicht mal erreichen möchtet, lohnt es sich, genauer hinzuschauen und Angebote vielleicht auch anzupassen. Und um euch dazu Tipps zu geben, begrüße ich heute Luca bei mir. Hi Luca.

Luca:
[1:13] Hallo.

Isabel:
[1:14] Ja, schön, dass du da bist. Magst du dich vielleicht einmal ganz kurz unseren Zuhörer:innen vorstellen?

Luca:
[1:19] Gerne. Mein Name ist Luca Kohlmetz. Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter hier in der Verbraucherzentrale NRW im Projekt MehrWertRevier und dort hauptsächlich zuständig für den Bereich Engagement für Nachhaltigkeit. Also wir unterstützen Initiativen im Revier, die sich für nachhaltige Konsumspraktiken einsetzen.

Isabel:
[1:38] Cool, danke dir. In deiner Arbeit hast du ja jetzt wirklich schon mit ganz vielen verschiedenen Initiativen zusammengearbeitet und die haben mit Sicherheit auch alle unterschiedliche Zielgruppen. Hast du da direkt einen ersten guten Tipp für uns, wie man so Zielgruppen ansprechen kann bzw. definieren kann?

Luca:
[1:57] Ja, der erste und wichtigste Tipp meiner Meinung nach ist, dass man die Zielgruppeanalyse nicht unterschätzen sollte. Es ist ein sehr wichtiger Schritt, den man schnell mal überspringt. Also ich habe auch Erfahrungen selber in Initiativen gehabt, bin nicht nur von der theoretischen Seite, sondern habe auch in Initiativen im Vorstand mitgewirkt und praktisch mitgewirkt in mehreren ökologischen Initiativen. Weiß daher, dass es auch man leicht dazu neigt, direkt loslegen zu wollen und diesen Schritt manchmal zu überspringen. Ich glaube aber, die Zielgruppenanalyse ist ein extrem wichtiger Schritt, denn sie bildet das Fundament für alles, was danach kommt und sollte deswegen überhaupt nicht vernachlässigt werden, sondern richtig ordentlich durchgeführt werden.

Isabel:
[2:37] Also nicht einfach direkt an den Infostand stellen und einfach drauf losreden, meinst du?

Luca:
[2:41] Genau, also wenn es sich nicht anders anbietet, dann kann man es natürlich auch machen, aber immer wieder die Zielgruppenanalyse im Hintergrund behalten. Wen will ich überhaupt erreichen? Das ist die wichtigste Frage, weil danach richtet sich da das, was wir machen.

Isabel:
[2:54] Ich wollte gerade sagen, also da werden wir auch in unserer zweiten Folge nochmal drauf eingehen, nämlich diese Botschaft oder dass es vielleicht auch Botschaften sein können, also mehrere. Was wäre da so dein zweiter Tipp? Weil eine Zielgruppenanalyse ist jetzt vielleicht nicht jedem Menschen bekannt. Was würdest du da empfehlen?

Luca:
[3:11] Genau, also das Wichtigste bei einer Zielgruppenanalyse ist, sie auch ordentlich durchzuführen. Das heißt, wenn man sich verschiedene Methoden anguckt, mit denen man eine Zielgruppe analysieren kann, dann lohnt es sich, in die Tiefe zu gehen. Also wenn ich jetzt sage, meine Zielgruppe sind junge Menschen, dann reicht das nicht, sondern es muss noch genauer sein. Oder meine Zielgruppe sind Familien, dann reicht das auch nicht, da muss ich nochmal genauer hinschauen. Es gibt da verschiedene Methoden, zum Beispiel gibt es die Persona-Methode, die immer auch für den Einstieg genutzt wird und auch sehr gut funktioniert. Hierbei werden halt Daten gesammelt und es wird sich eine Musterperson vorgestellt, die quasi eine Modellperson, die auf meine Zielgruppe passen würde oder stellvertretend für sie wäre.

Luca:
[3:56] Hierbei muss man ein bisschen aufpassen, dass man das nicht zu sehr verallgemeinert und nicht zu sehr in Stereotypen abrutscht, weil wir wissen ja, dass wir alle unterschiedlich sind, auch wenn wir einer Gruppe zum Beispiel angehören. Und deswegen macht es Sinn, diese Fragen, die man sich selber stellt, um diese Personen in der Persona-Methode zu beschreiben, möglichst vielfältig zu haben und möglichst groß zu fächern. Was ich dann noch gut finde, ist weiterhin das noch zu erweitern, um soziodemografische Merkmale und Marker, also zu schauen. Es gibt ganz viele Sachen, die man sich fragen kann. Das ist nicht nur, wie alt ist jemand, welches Geschlecht hat die Person, vielleicht welche Interessen, welchen Einkommensstand, welchen Bildungsgrad, aber auch, was sind die Werte der Person? Also wofür steht die Person, was ist ihr wichtig? Oder ja, was sind die Lebensumstände auch? Also es gibt ganz viele verschiedene Fragen, kann man ganz gut online auch finden, also soziodemografische Merkmale und die Persona-Methode, da gibt es viele Steckbriefe. Ich würde dazu tendieren, darauf zu achten, das nicht zu allgemeingültig zu machen. Natürlich, es soll eine kleine Möglichkeit bieten, auch zu verallgemeinern, weil sonst kann man ja diese ganze Gruppe nicht fassen, aber immer gucken, dass man den schmalen Grat behält.

Isabel:
[5:12] Also wir haben uns das im Projekt auch schon überlegt, dass wir das eben ganz am Anfang gemacht haben, als es bei uns darum ging, okay, wie erreichen wir eigentlich die Menschen, die wir erreichen möchten? Sprich, wenn wir jetzt sagen, wir möchten Tipps zum Thema Lebensmittelverluste verringern geben und eine unserer Zielgruppen sind die Studierenden, haben wir uns überlegt, okay, wir haben eine Altersrange bei den Studierenden wahrscheinlich, also möchten wir da die Leute, die so vor allem am Anfang ihres Studiums stehen, erreichen, also Erstsemester, Zweitsemester. Oder wir möchten Leute, die in WGs zum Beispiel wohnen oder in Studierendenwohnheimen erreichen, weil da gibt es dann gemeinschaftliche Wohnformen. Was könnten da für Probleme auftreten? Was sind die Lebensrealitäten von Menschen, die in gemeinschaftlichen Wohnformen leben? Da hat man vielleicht einmal diesen Struggle mit den Mitbewohner:innen. Man hat vielleicht diese schöne Praxis der Küchenhygiene, die dann vielleicht auch nicht unbedingt immer eingehalten wird. Also was ist die Lebensrealität und weswegen werden dann eben Lebensmittel weggeworfen? Und darauf aufbauen kann man dann eben hingehen, okay, was würde diesen Menschen jetzt etwas bringen? Welche Tipps können wir da konkret geben, dass Lebensmittelverluste bei dieser doch relativ eng gefassten Zielgruppe verringert werden? Ist das das, was du meintest?

Luca:
[6:36] Genau, das ist genau das. Man schaut sich die Zielgruppe so gut wie möglich an. Und hierbei sieht man auch ganz gut, dass die genaue Betrachtung der Zielgruppe auch einem dabei helfen kann, die möglichst wirksamen Methoden anzuwenden. Also zum Beispiel Studierende sind ja in einem ganz anderen Lebensabschnitt als jetzt gebildete Familien. Das heißt, die sind noch formbar, auch in dem, was sie möchten, in dem, was sie wollen. Sie sind auch erreichbar und die ganzen alltäglichen Praxen haben sich noch nicht so eingeschlichen und noch nicht so verfestigt. Das heißt, auch da hat man auch eine ganz andere Möglichkeit, auch noch was zu bewirken. Deswegen ist es auch da nochmal sinnvoll, sich zu fragen, wer ist die Zielgruppe und wie kann ich die dann richtig motivieren.

Isabel:
[7:20] Absolut. Und da geht es dann auch nicht nur darum, wie forme ich meine Botschaften, sondern auch das, was du gerade gesagt hast, diese Erreichbarkeit. Wenn ich mich jetzt irgendwie, ich sage mal, von 10 bis 12 Uhr irgendwo hinstelle, auch wenn es dann vielleicht vor einer Mensa ist, werde ich da nicht so viele Studierende erreichen, weil halt super viele noch irgendwo in irgendwelchen Vorlesungen sitzen. Die sind vielleicht gar nicht da, genauso wie wenn ich das von 16 bis 18 Uhr mache. Da könnte ich vielleicht schon ein paar mehr erreichen, aber man muss einfach sehr aufpassen. Also wann mache ich etwas? Wie mache ich etwas? Und was sage ich dabei?

Luca:
[7:57] Genau. Und das würde mich auch direkt zu dem nächsten Tipp weiterbringen, den ich mitgebracht habe. Und zwar ist da die Überlegung, wirklich mit der Zielgruppe auch in Kontakt zu treten. Also nicht nur über eine Gruppe zu denken, weil da macht man immer Fehler. Natürlich ist das die Grundlage, erstmal sich selber Gedanken zu machen, aber dann mit Interviews oder einfach mit Kontakten am Infostand, wo auch immer man ist, auch mit der Zielgruppe wirklich in Kontakt zu kommen und seine eigenen Mutmaßungen entweder zu bestätigen oder zu widerlegen. Und dann noch feiner an dem Zielgruppenbild zu arbeiten.

Isabel:
[8:33] Und da ist es ja auch voll okay, wenn man dann am Ende erstmal merkt, irgendwas ist hier gerade nicht so richtig gelaufen, vielleicht muss ich nochmal richtig reingehen in das, was ich mir vorher gedacht habe, das, was du gerade gesagt hast, diese Mutmaßungen, die wir vielleicht alle ja auch haben irgendwo, ich möchte es nicht Vorurteile nennen, es sind nicht unbedingt Vorurteile, sondern einfach so, man hat halt so ein Klischee teilweise auch im Kopf. Und das einfach nochmal zu hinterfragen, die Menschen direkt zu fragen, ja, weswegen werft ihr denn jetzt, wenn wir mal bei unserem Beispiel bleiben, weswegen werft ihr Lebensmittel weg? Und wir haben da zum Beispiel auch, wenn wir an Infoständen stehen, haben wir auch noch eine kleine Umfrage dazu. Da gucken wir dann immer so alle Nase lang mal rein und können darauf aufbauend eben unsere Angebote nochmal feinjustieren und gucken, okay, wie können wir die Ergebnisse, die wir daraus gewonnen haben, ummünzen auf Maßnahmen, vielleicht nochmal irgendwo gucken, ist ein Infostand wirklich das richtige Mittel der Wahl oder sollte ich vielleicht einen Workshop anbieten? Wo sind vielleicht auch Themen, die wir noch gar nicht bespielen und da vielleicht auch nochmal in die Recherche reingehen? Ja, und also Fragen ist immer besser, als sich das direkt selbst zu beantworten.

Luca:
[9:46] Genau, und dazu kommt auch noch, dass die Interessen der Zielgruppen und die Gestaltung der Zielgruppen sich auch ändern. Also wir haben das ja alle jetzt auch in den letzten Jahren stark gemerkt, die Interessen oder die Schwerpunkte, die einen im Alltag beschäftigen, sind andere geworden. Und so macht es Sinn, auch diese Zielgruppenanalyse in einem Kreis zu machen und immer wieder zurückzukommen nach Ausprobieren. Nach Anwenden dessen, was man machen möchte, auch zu schauen, hat das geklappt? Was hat daran nicht geklappt? Hat die Zielgruppe sich vielleicht verändert? Ist mittlerweile eine nächste Generation gekommen. Also, dass man immer wieder up to date mit der Zielgruppe bleibt.

Isabel:
[10:22] Absolut. Also Zielgruppenanalyse ist im Prinzip ein fortlaufender Prozess. Also etwas, was ich nicht einmal abschließe und dann sage, ja, toll, habe ich jetzt gemacht, also bin ich jetzt super gewappnet für alles, was jetzt kommt. Sondern das immer mal regelmäßig zu machen, immer mal wieder drauf zu gucken und zu sehen, ist das eigentlich noch aktuell, was ich da gerade mache? Kommt das noch an? Und das sieht man ja auch vielleicht, wenn man merkt, okay, das, was ich da gerade umsetze, was ich den Menschen erzähle, hat nicht so die Wirkung, die ich vielleicht früher mal hatte. Und die Tipps, die ich gebe, die kennen die Leute schon oder die nehmen die nicht an. Und man hat vielleicht auch, wenn man jetzt an so einem Aktionsstand steht oder Menschen auf der Straße anspricht, auch vielleicht nicht so freundliche Begegnungen, man weiß es nicht so genau, das einfach da nochmal zu nehmen. Nicht als Kritik, sondern eher als, okay, wie so ein Call to Action im Prinzip. Also, dass man da einfach selbst nochmal reingeht.

Luca:
[11:18] Genau, das ist total wichtig. Und wenn man auch daran denkt, es gibt ja verschiedene Gründe, warum man eine Zielgruppe braucht, also ansprechen muss. Zum Beispiel, wenn ich jetzt in der Einkaufspassage stehe oder in der Fußgängerzone, dann kann ich die Zielgruppe auch nicht ganz steuern. Klar kann ich ein bisschen sehen, wen ich da anspreche, aber es gibt ja auch andere Vorhaben. Also es gibt ja auch Sachen, dass man zum Beispiel gezielt auf die Zielgruppe zugeht und dahin geht, wo sie ist. Und da kann ich auch nochmal wirklich betonen, wie wichtig es ist, die Zielgruppe so eng wie möglich zu ziehen. Also ein Beispiel ist, es gab einmal die Überlegung, einen Workshop umzusetzen und der war an Leute gerichtet, die interessiert an nachhaltiger Ernährung sind. Und in der Vorüberlegung war dann schon klar, wer die Zielgruppe ist. Aber auch diese Zielgruppe fächert sich ja wieder auf. Es gibt Leute, die sind interessierter an nachhaltiger Ernährung und machen schon ganz viel. Die haben schon alles gemacht, die gehen immer lokal einkaufen, immer regional, schmeißen nichts weg und möchten noch mehr können. Und es gibt aber Leute, die haben einfach nur Interesse daran, aber haben die Basic-Tipps noch gar nicht drauf. Und wenn man die beide jetzt vermischen würde, dann würden die einen überfordert und die anderen unterfordert sein. Deswegen ist es genau wichtig, da genau hinzugucken. Also nicht nur, ah ja, das sind Leute, denen Ernährung wichtig ist, sondern hinzugucken, auf welchem Grad der Entwicklung, wo wir sie gerne hätten am Ende, befinden sie sich schon und wo greifen wir da am besten an.

Isabel:
[12:49] Ja, danke dir. Das waren super Tipps. Ich versuche das nochmal in meinen Worten zusammenzufassen. Du hattest einmal ganz am Anfang den Tipp gegeben oder gesagt, Zielgruppenanalyse ist nicht optional. Zielgruppenanalyse, auch wenn es ein sperriger Begriff ist, ist etwas, was wir machen müssen, weil sonst einfach unsere Maßnahmen nicht ankommen. Und das Zweite ist, sich eine gute Methode auszusuchen, also beispielsweise eine Persona-Methode. Da werden wir euch auch auf jeden Fall noch Links in die Beschreibung packen, in die Shownotes. Und das Dritte war,

Luca:
[13:24] Mit der Zielgruppe zu sprechen.

Isabel:
[13:27] Perfekt, danke Luca. Mit der Zielgruppe zu sprechen ist super, super wichtig, sich selbst auch nochmal zu hinterfragen und Angebote gegebenenfalls anzupassen.

Isabel:
[13:41] Ja, da frage ich jetzt auch direkt, wie sieht denn das bei euch aus? Habt ihr schon Erfahrungen mit Zielgruppenanalysen gemacht? Ich weiß, wie gesagt, sperriger Begriff. Wahrscheinlich hat das jede und jeder von euch einmal, auch wenn unbewusst, durchgeführt. Ich kann da nur motivieren. Macht das auf jeden Fall. Fragt uns auch ruhig. Also schreibt uns eine E-Mail, wenn ihr da irgendwie noch Fragen habt. Wir geben euch da auf jeden Fall Unterstützung. Und ja, freuen uns auf jeden Fall auch, wenn ihr uns schreibt, ob als Kommentar oder als E-Mail. Und freuen uns, dass ihr zugehört habt. Und bis zur nächsten Folge.

Outro:
[14:21] Outro-Musik. Das Projekt Wertvoll NRW wird gefördert vom Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Wenn ihr Anregungen, Fragen oder Feedback zum Podcast habt, schreibt uns gerne unter wertvoll@verbraucherzentrale.nrw

Hosts: Isabel Naguib & Marina Knust

Skript: Isabel Naguib 

Schnitt: Marina Knust

Produktion: Verbraucherzentrale NRW, Projekt Wertvoll NRW

Der Podcast ist Teil des Projekts „Wertvoll NRW – Landesweite Initiative für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln“ der Verbraucherzentrale NRW. Das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen fördert das Projekt bis Ende 2026. Wertvoll NRW hat sich das Ziel gesetzt, Lebensmittelverluste in Privathaushalten zu reduzieren. Durch Aktionen vor Ort, Online-Inhalte sowie Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen bringt das Projekt Verbraucher:innen den Wert unserer Lebensmittel näher und vermittelt praktische Tipps für Haushalt und Ernährung im Alltag.

Mehr zum Projekt: www.wertvoll.nrw

Mehr zur Wertschätzung von Lebensmitteln: www.verbraucherzentrale.nrw/unsere-lebensmittel


Gefördert durch:Logo Verbraucherministerium NRW